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märchenkunst: das märchen vom armen künstler, der auszog, das teuerste bild der welt zu verkaufen (von helmut friedrich)

 

es war einmal ein armer künstler, der malte jeden tag ein bild. doch auch wenn seine bilder über die maßen schön waren, so verkaufte er doch kein einziges davon. dabei wechselten allerlei kunstwerke auf dem nahegelegenen markt der gaukler, taugenichtse und spekulanten den besitzer zu horrenden preisen. geschäftemacher verdienten beutelweise Goldtaler am verkauf nur eines einzigen bildes.

da der künstler arm aber nicht dumm war, ging er eines tages mit dem schönsten seiner bilder auf den markt und rief: "teuerstes bild der welt zu verkaufen. teuerstes bild!" Niemand beachtete den armen künstler, zumal er sein bild unter einem einfachen leinentuch verdeckt hielt.

am darauffolgenden tag ging der künstler erneut auf den markt und rief: "teuerstes bild der welt zu verkaufen. teuerstes bild!" ein fein gekleideter junger mann sprach ihn an: "ich möchte das bild sehen. ich möchte es kaufen!" doch der künstler antwortete: "das teuerste bild der welt" bekommt nur derjenige zu gesicht, dem es gehört." mit diesen worten ließ er den jungen mann stehen und ging nach hause.

als der künstler am dritten tag auf dem markt erschien, erwartete ihn bereits der junge mann mit seinem gefolge: "ich bin prinz artus von spekulatius und kaufe dein bild zu dem von dir zu benennenden preis." man einigte sich auf die anzahl goldtaler, die der künstler tragen konnte. ein sack wurde taler für taler gefüllt, bis er dem künstler fast zu schwer wurde. er schulterte den sack, grüßte freundlich und ging nach hause. dort lebte er glücklich bis ans ende seiner tage.

der prinz aber fand alsbald einen könig, der ihm das teuerste bild der welt für zwei säcke voller goldtaler abkaufte.

bis heute haben nur ganz wenige menschen einen blick auf das bild werfen dürfen.

ihr fragt, was denn darauf zu sehen sei. 

böse zungen behaupten: "nichts!"

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